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IUL
Vereinigt Lebensmittel-, Landwirtschafts- und HotelarbeitnehmerInnen weltweit


Gewerkschaftsunterstützung für indische Landarbeiter und Bauern, die sich der massiven Vertreibung von ihrem Farmland widersetzen

An die IUL Web-Site geschickt am 12-Oct-2006

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Landarbeiter und Bauern in der west-bengalischen Gemeinde Singur widersetzen sich Plänen der Regierung der "Linken Front" dieses Bundesstaates, wonach etwa 6 000 arme Familien von 420 Hektar Farmland vertrieben werden sollen, um Platz für eine kleine Autofabrik zu machen, die der Tata-Konzern, ein mächtiges multinationales indisches Konglomerat, dort errichten will. Die der IUL angeschlossene PBKMS, die Landarbeiter in West-Bengalen organisiert, unterstützt diesen Kampf und fordert gemeinsam mit den Bewohnern internationale Unterstützung, um die gewaltsame Beschlagnahmung des Landes zu vereiteln. Die Gewerkschaft hat auch auf die zunehmenden Repressalien gegen die Bewohner und ihr Krishi Jami Raksha (Komitee für den Schutz des Farmlandes) hingewiesen.

In den letzten Jahren hat die Regierung West-Bengalens die ausgedehnte Umwandlung von Agrar- in Industrieland gefördert, indem sie dem ausländischen Kapital Steuer- und Investitionsanreize bot. Gestützt auf das koloniale Bodenerwerbsgesetz von 1894 wird den Farmern Land weggenommen und über die West Bengal Industrial Development Corporation zu subventionierten Preisen an Investoren veräußert oder verpachtet. Tata Motors hat 410 Hektar gefordert, obwohl für die vorgesehene Autofabrik nur ein Zehntel dieser Fläche benötigt wird. Das Werk wird 2 000 Arbeitnehmer beschäftigen, während gleichzeitig bis zu 30 000 Menschen ihr Land und ihre Lebensgrundlagen verlieren werden, darunter Tagelöhner, Subsistenzbauern, Teilpächter, Heimarbeiter und andere Landarbeiter, die nach dem vorgesehenen Verfahren keinerlei Entschädigung erhalten würden.

Singur, 50 Kilometer nordwestlich von Kolkota, ist fruchtbares Agrarland, auf dem zu mehr als 60% etwa 3-4 Reis-, Weizen-, Jute-, und Gemüseernten im Jahr möglich sind. Ungeachtet dieser Tatsache und trotz ihrer öffentlichen Zusagen, nur Land für die Umwandlung zu Industriegelände zu beschlagnahmen, das eine einzige Ernte ermöglicht, hat die Regierung in keiner Weise versucht, das Tata-Projekt auf nicht landwirtschaftlich genutztem Land anzusiedeln. Durch die Vertreibung droht Tausenden von Arbeitnehmern der Hungertod, der bereits seit Jahren die Teeplantagen in West-Bengalen heimsucht.

Das Problem Singur, schreibt die PBKMS, "ist zu einem Markstein der Geschichte der das Land und die Lebensgrundlagen bedrohenden Probleme in West-Bengalen geworden. Wenn es der Regierung gelingt, sich das Land in Singur anzueignen, gehen wir davon aus, dass danach rasch weitere Übernahmen erfolgen werden, und zwar an Orten wie Kulpi, wo ein Hafen und eine Sonderwirtschaftszone für die Industrie geplant sind, und in Joonput, wo es Pläne für einen Kernreaktor gibt. Viele Mitglieder der PBKMS-Gewerkschaft leben und arbeiten an diesen Orten. Deshalb ist der Kampf in Singur für uns von grundlegender Bedeutung. Und während wir diesen Kampf führen, dauert die Einschüchterung durch die Polizei in Singur an, indem Polizeijeeps in die Dörfer fahren und die Frauen mitten in der Nach aufwecken".

Am 25. September 2006 gingen Polizisten brutal gegen 7 000 Landarbeiter und Bauern (darunter 2 500 Frauen) vor, die vor dem lokalen Entwicklungsbüro eine friedliche Sitzdemonstration veranstalteten. Im Schutz der Dunkelheit wurden die Demonstranten angegriffen und geschlagen. Etwa 70 Männer, Frauen und Kinder wurden verletzt, und ein Jugendlicher (Rajkumar Bhul) starb an den Polizeiprügeln. Zweiundsiebzig Personen, darunter 27 Frauen und die gesamte Führung des Krishi Jami Raksha Singur wurden verhaftet und erst zwei Tage später nach einem besonderen Kautionsantrag an das Hohe Gericht Kolkata freigelassen. Einer Gruppe von PBKMS-Aktivisten, die das Gebiet am 4. Oktober besuchte, wurde erklärt, die Polizei habe sogar Personen verhaftet, die nach dem Polizeiangriff auf dem Wege zum Krankenhaus waren, um sich dort ärztlich behandeln zu lassen.


Die Eltern des verstorbenen Rajkumar Bhul - eines Opfers der Polizeigewalt gegen Dorfbewohner, die sich gegen ihre Vertreibung gewehrt hatten.

Am 4. Oktober traf die PBKMS mit den Angehörigen der bei der Polizeiaktion Verletzten und Getöteten zusammen und suchte zwei der Dörfer auf, denen die Vertreibung droht. Die Gewerkschaft hat beschlossen, die Unterstützung für den Kampf des Krishi Jami Raksha Singur zu verstärken. Am 8. Oktober will sie sich seiner Massendemonstration in Singur anschließen sowie einer Bürgerversammlung in Kolkata am 14. Oktober. Die PBKMS plant ferner, vom 11.-18. Oktober Protestveranstaltungen in ihren eigenen Gebieten durchzuführen. Auch der der IUL angeschlossene All-India Council of Unilever Unions hat sich mit dem Kampf gegen die gewaltsame Landbeschlagnahmung durch die Regierung West-Bengalens solidarisch erklärt.

Die IUL fordert zu Protestbotschaften auf, um die Polizeiaktion vom 25. September und die anhaltenden Einschüchterungsmaßnahmen der Polizei zu verurteilen. In den Botschaften sollten auch ein Ende der Nutzung von Agrarland für nicht-landwirtschaftliche Zwecke sowie die obligatorische Anhörung der Landarbeitergewerkschaften und Kleinbauernorganisationen als Voraussetzung für die Übernahme und Umwandlung von Agrarland gefordert werden.

Hier klicken, um eine Botschaft an die Regierung West-Bengalens und die Unternehmensleitung von Tata Motors zu richten. Kopien eurer Botschaften gehen automatisch an das IUL-Sekretariat und die PBKMS.